kleines handbuch zum erfolgreichen stillen (deutsch)

mercredi 31 octobre 2012



als allererstes möchte ich dir sagen, dass du absolut in der lage bist zu stillen, wenn du das möchtest. schwierig ist das nämlich gar nicht. die überwiegende mehrheit der mamas, welche nicht stillen "konnten", findet ihre ursache in falschen und ungenügenden anweisungen. in unseren breitengraden (damit meine ich: keine mangelernährung), sind ca 98% der frauen körperlich absolut problemlos in der lage, zu stillen!

regelmässig ärgere ich mich über dei vielen schwierigen momente, durch die so viele mamas gehen müssen; das ist oft unnötig und sicher auch kontraproduktiv.

zwischen druck (man lässt junge mütter wissen, dass man um jeden preis stillen muss, ansonsten werden sie geradezu als schlechte mütter angesehen) und den mitgeteilten absurditäten des umfelds, manchmal sogar von medizinischem "fachpersonal" (wie zum beispiel "vor und nach dem stillen wiegen, damit man sieht wieviel das baby getrunken hat", "10 minuten pro brust" und so weiter und so fort) - erstaunt es wirklich nicht, dass das stillen von vielen leuten als kompliziert, unpraktisch und mühsam wahrgenommen wird.

darüber hinaus tragen die gerne erzählten horrorgeschichten über angeblich obligatorische blutende brustwarzen und allgemein mit dem stillen verbundenen schmerzen ihren teil dazu bei, dass viele frauen den mut verlieren.

kurz auf den punkt gebracht : NEIN, das muss überhaupt nicht so sein. stillen ist mit abstand das praktischste und einfachste vorgehen im alltag um babys hunger zu stillen, und es ist nicht kompliziert.


nun zum praktischen teil. die drei schlüsselwörter für die ersten wochen:
1 - bedürfnis (des babys)
2 - ruhe (der mama)
3 - technik und lernprozess

wenn diese drei punkte berücksichtigt werden, ist das stillen meist nach maximum 4 wochen "eingefahren"; das heisst, dass nun dein still-autopilot funktioniert, welcher sehr praktisch und angenehm ist - denn babys bedarf und deine milchproduktion sind im gleichgewicht, das anlegen klappt mit geschlossenen augen.

1 : da muttermilch extrem gut verdaulich ist und das baby einen ganz kleinen magen hat (murmelgrösse bei geburt!), muss dieses sehr häufig trinken. natürlich variiert die häufigkeit von baby zu baby, aber oft ist es ein rythmus so ungefähr alle 2h tagsüber und abends gerne nochmals häufiger und/oder länger. das ist völlig normal und kein anzeichen von problemen. sobald das stillen perfektioniert ist und der "autopilot" funktioniert, wird sich der rythmus nach und nach beruhigen und die abstände zwischen den mahlzeiten werden bei den meisten babys länger.*
nachts scheint der trinkrythmus unterschiedlicher zu sein, gewisse babys ziehen von anfang an den schlaf der nahrungsaufnahme vor, andere hingegen haben nachts einen ähnlichen trinkrythmus wie tagsüber.

dein baby wird dich wissen lassen, wenn es hunger hat: indem es saugbewegungen macht mit seinen lippen, die zunge raussstreckt, die lippen ableckt oder an den fingerchen / händchen saugt und natürlich zuletzt mit weinen. je schneller du diese signale erkennst und reagierst, desto weniger wird dein baby weinen.
versuche nicht, die mahlzeitenabstände zu beeinflussen, bevor der still-autopilot funktioniert. es gibt mehrere gründe dazu : erstens, weil die menge der milch welche das baby trinkt, die menge der produzierten milch bestimmt (angebot und nachfrage).
zusätzlich dazu ist es wichtig, dass möglichst viele hormonrezeptoren gebildet werden, damit du so lange stillen kannst wie du möchtest und das anpassen der produktionsmenge in den kommenden monaten möglichst gut funktioniert. diese rezeptoren werden gebildet, wenn man das baby möglichst oft an die brust bringt. (schau auch hier, da wird das gut erklärt : klick auf "stick to breastmilk").
schlussendlich möchte ich auch noch erwähnen, dass häufig zu sich genommene, kleine mengen an nahrung einfacher zu verdauen sind und so koliken besser vorbeugen können. auch wird so oft weniger gespuckt, falls dein baby ein spuckbaby sein sollte.
beim weinen schluckt das baby häufig luft, was gerne bauchweh verursacht. ein grund mehr, darum dessen bedürfnisse zu berücksichtigen und vermeidbares weinen möglichst einzuschränken.

2 : natürlich ist ein dieser anfangsrythmus ziemlich anstrengend und lässt der mutter wenig zeit für sich selbst. je mehr du deshalb von deinem umfeld und den mitmenschen unterstützt wirst und je weniger du deine energie mit haushalt, küche, administration usw verschwendest, desto besser wird es dir mit dieser neuen situation gehen.
dein job in den ersten wochen ist das stillen. und das ist ein 100%-job, oder sogar noch mehr, da 24 stunden pro tag! hilfe anzufragen ist das allerbeste und kein grund zum schämen; die besucher können dir einen kuchen mitbringen anstelle dass du ihnen einen zubereitest, mach dich nicht verrückt, wenn das haus langsam einer prähistorischen höhle gleicht, und so weiter.
je stärker du dich deiner aufgabe widmest, desto schneller geht die anfangsphase vorbei!

schlaf am besten so oft als möglich, zu jeder uhrzeit. dein baby hat wahrscheinlich (wie die meisten babys) den unterschied zwischen tag und nacht noch nicht verstanden, das kann locker einige monate dauern. damit du dich so gut wie möglich nachts erholen kannst, leg das baby so schlafen, dass du nachts nicht aufstehen musst um es zu stillen. ein kleines bettchen neben eurem bett, mit einer gitterseite entfernt, ist zum beispiel gut geeignet. so kannst du dein baby einfach im halbschlaf an dich ziehen. vielleicht schläft ihr sogar beide so während des stillens wieder ein.

tagsüber ist es eine gute idee, sich einen schönen ort zum stillen einzurichten : ein bequemer stuhl, eine flasche wasser (oder noch besser eine thermoskanne warmen stilltee, die milch fliesst bei vielen mamas besser wenn sie etwas warmes trinken beim stillen), ein snack (trockenfrüchte eignen sich gut und sind gesund), vielleicht ein buch, wieso nicht eine baby-haarbürste, und natürlich ein stillkissen und vielleicht auch noch ein paar andere kissen. einfach so, dass du dich wohl fühlst dort und es dir bequem machen kannst.

3 : das richtige anlegen ist wirklich ganz entscheidend. nur das korrekte "andocken" erlaubt es dem baby, effizient zu trinken und verhindert oder vermindert gleichzeitig probleme bei der mama (wunde brustwarzen, brustentzündungen etc sind meist in fehlerhaftem anlegen begründet).
das anlegen und auch die trinktechnik des babys sind nicht unbedingt vorgänge, welche intuitiv richtig gemacht werden. sowohl mama als auch baby müssen das erst lernen, und auch der körper braucht eine kleine anpassungszeit.
die devise ist deshalb, das anlegen von ganz anfang an direkt so korrekt als möglich zu gestalten, auch hier im hinblick darauf, die "einfahrphase" so kurz als möglich zu halten. diesen lernprozess können alle beteiligten nur durch übung erfahren.

die grundlage des anlegens ist in diesem video gut beschrieben: http://www.mymummydoes.co.uk/breastf...on-and-attach/
ich würde hinzufügen, dass es oft einfacher ist, wenn die brust von der gegenüberliegenden hand gehalten wird: so, dass 4 finger da liegen wo sich sonst der bügel des BHs befindet und der daumen oben auf der brust liegt. die brust wird in dieser haltung ein wenig zusammengedrückt, so dass das baby leichter andocken kann (die brust wird etwas "dünner" und "breiter" - natürlich in der richtung des mundes des babys, und die brustwarze steht dadurch etwas mehr hervor).

auf dieser seite findet man eine breite auswahl an videos, welche wichtige details zeigen, wie gute und weniger empfehlenswerte andockversuche, den unterschied zwischen effizient trinkenden und nur nuckelnden babys und so weiter. so kannst du dein auge trainieren, bevor du "in echt" loslegst mit dem stillen. solche kleine sachen können einen grossen unterschied ausmachen!

die beste stillposition für ein neugeborenes ist in meinen augen ziemlich sicher die cross cradle / kreuzgriff.
diese haltung erlaubt es der mama, den kopf des babys sanft aber genau zu führen was wirklich wichtig ist.


cross cradle hold / kreuzgriff  -> auch am anfang sehr gut geeignet!
die bekannteste und "klassische" position der wiegehaltung mit babys kopf in der ellenbogenbeuge der mama ist hingegen erst dann wirklich geeignet, wenn sowohl mama als auch baby das stillen bereits gut können.
klassischer cradle hold / wiegegriff -> besser nicht ganz am anfang!


es gibt auch den "football hold" / "clutch hold" / "rückengriff" welcher sich sehr gut eignet, auch direkt am anfang. so können die stillpositionen variiert werden, was das babykinn und damit die "massage" durch die kinnbewegung beim trinken an verschiedenen stellen der brust platziert, so dass milchstaus möglichst gut vorgebeugt werden.

football oder clutch hold -> rückengriff, sehr gut im wechsel mit dem kreuzgriff, von ganz anfang an. auch sehr gut für kaiserschnitt-mamas.


nachts ist das liegende stillen wirklich die kräftesparendste position:

nächtliches stillen - seitenlage
ich persönlich habe diese position ganz besonders geschätzt (ganz instinktiv habe ich unser baby so angelegt beim allerersten stillen, 6 minuten nach der geburt) und finde sie immer noch sehr empfehlenswert und entspannt, auch wenn es keine klassische oder verbreitete körperhaltung ist. 
meine persönliche lieblings-stillposition : ganz entspannt


was dir zeigt, dass das "andocken" gut ist und dass das stillen allgemein gut läuft  :
- es tut nicht weh
- bauch-an-bauch von baby und mutter
- baby öffnet seinen mund weit und nimmt die brust und nicht nur die brustwarze
- babys lippen sind nach aussen gestülpt
- seine nase bleibt frei
- babys mund deckt den warzenvorhof komplett ab, oder man sieht weniger des warzenvorhofs unter seiner unterlippe als über seiner oberlippe
- nachdem baby die brust "losgelassen" hat, ist es zufrieden
- gewichtszunahme von ca 150g oder mehr pro woche nachdem das geburtsgewicht innert spätestens zwei wochen wieder erreicht ist (babys verlieren in den ersten tagen des lebens meist an gewicht)
- mindestens 5 nasse windeln pro tag (nach einer woche, vorher ist der rythmus nicht etabliert und bewegt sich eher so um die 3 nassen windeln pro tag ab dem 3. lebenstag)
- baby isst mindestens 8 mal pro 24h

ein paar weitere tipps:
- so bald als möglich nach der geburt zum ersten mal stillen - idealerweise direkt innerhalb der allerersten stunde nach geburt!
- am ende der stillmahlzeit die letzten tropfen muttermilch auf den brustwarzen verteilen und diese an der luft trocknen lassen bevor du dich wieder anziehst. die heilwirkung der muttermilch und deren antibakterielle wirkung können die heilung von kleinsten wunden fürdern und infektionen entgegenwirken.
- es ist praktisch, sich ein glas wasser oder (noch besser) eine tasse stilltee in reichweite mitzubringen wenn du dich zum stillen hinsetzt. du wirst sehr wahrscheinlich durst kriegen während des stillens. wenn du erst nachher trinkst, ist die chance hoch dass du es vergisst weil das durstgefühl nachgelassen hat. warme getränke helfen dazu bei vielen frauen, die milch fliessen zu lassen.
- nimm dir zeit, dich jeweils bequem einzurichten zum stillen, den rücken gut gestützt.
- falls du auch nur den geringsten zweifel hegst, dass diesmal das anlegen nicht perfekt war, löse das baby von der brust (schiebe dazu deinen kleinen finger sanft in seinen mundwinkel). dann nochmals neu anlegen - so oft, wie es nötig ist, bis du dich wirklich wohl fühlst.
- falls das baby sich verschluckt beim stillen, ist dein milchfluss vielleicht schneller als das baby schlucken kann. in diesem falle sind stillpositionen, wo die milch "nach oben" fliesst, eine gute idee (position "ganz entspannt" oder auch "rückengriff" mit dem baby in verstärkt aufgerichteter haltung.
- nach einer weile wirst du den milchspendereflex spüren : deine brust wird während der stillmahlzeit kribbeln und warm werden und vielleicht etwas ziehen. das ist ein gutes zeichen!
- falls das baby andauernd wegnickt während der mahlzeit kann es eine gute idee sein, es bis auf die windel auszuziehen und seinen rücken oder andere körperteile energisch zu reiben und die brust zu wechseln, sobald es einzuschlafen droht. du kannst beliebig oft wechseln von einer brust zur anderen während einer stillmahlzeit.
- haut-an-haut ist wirklich etwas sehr schönes für mama und baby und das stillen ist der ideale moment dazu.
- es gibt ganz viele verschieden methoden zur frage "wann die brust wechseln". persönlich habe ich immer eine seite gestillt bis das baby diese losgelassen hat (oder beinahe weggenickt ist) und dann die andere angeboten. bei der darauffolgenden stillmahlzeit habe ich mit der volleren brust bgonnen.
- ich habe immer die brust angeboten, sobald ich auch nur den leisesten zweifel hegte, dass das baby eventuell hunger oder durst haben könnte.
- die beste anregung zur milchbildung sind häufiges anlegen (häufige mahlzeiten) und nicht ewig lang dauernde stillmahlzeiten.

ein paar häufige fehler:
man sollte wirklich möglichst darauf verzichten, in den ersten wochen fläschchen zu geben. wenn man zu diesem zeitpunkt "ergänzt", "zufüttert" oder "abwechselt" dauert die einfahrphase nur länger und wird komplizierter, da das prinzip von angebot und nachfrage, an dem sich deine milchproduktion orientiert, verfälscht wird (siehe punkt 1).
dazu kommt, dass die saugtechnik an der flasche nicht identisch ist mit der an der brust und das saugen an der flasche meist um einiges leichter fällt und weniger "arbeit" vom baby fordert. deshalb sollte man nicht zufüttern und auch keine abgepumpte muttermilch so verfüttern während der anfangsphase, damit das baby die saugtechnik an der brust perfektionieren kann.
(natürlich geht das nicht immer. man kann das stillen durchaus auch später beginnen oder sogar nachdem man bereits flaschennahrung verfüttert hat - es geht hier nur um die idealbedingungen).

bitte sehe davon ab, die milchpumpe anzusetzen, wenn die brüste spannen. ja, der körper ist anfangs meist zu grosszügig und produziert zuviel milch. diese milch nun abzupumpen und wegzuschütten (oder einzufrieren) täuscht deinem körper vor, dass eben diese menge milch benötigt wird und deshalb wird er sie auch weiterhin produzieren, und nicht die produktion den reellen bedürfnissen des babys anpassen.
falls die brüste wirklich unertragbar stark gespannt sind und du trotz dem häufigeren anlegen des babys (das ist immer die erste massnahme, welche man bei solchen beschwerden ergreifen sollte) keine verbesserung spürst oder sogar bereits angst vor einem milchstau und brustentzündung hast, ist die beste methode das ausstreichen unter der dusche. die warme dusche regt den milchfluss an und das ausstreichen von hand gestaltet sich dadurch einfacher.
wie das ausstreichen geht? schau hier : http://www.breastmilkcounts.com/educational-activities.php ("softening and expression" und dann "hand expression")

in den ersten wochen ist es auch besser, wenn möglich die nuggis / beruhigungssauger / schnuller zu vermeiden. sie können das saugbedürfnis des baby stillen ohne dass es dabei genährt wird und so kann es vorkommen, dass das baby weniger an der brust trinkt, als es sollte.

falls du trotz aller massnahmen mit wunden brustwarzen zu kämpfen hast, kann ich dir die silverette ans herz legen. verzichte wenn möglich auf die stillhütchen aus silikon; sie machen das stillen komplizierter (immer mitschleppen, anbringen, sterilisieren...) und ausserdem ist die saugtechnik damit eher so wie mit einem fläschchen, was dem baby erschwert, die richtige saugtechnik an der brust zu erlernen.

* auch nachdem das stillen "eingefahren" ist, wird es immer wieder momente geben wo das baby fast andauernd trinken will. das ist, weil es gerade einen wachstumsschub durchmacht. diese häufig eingeforderten stillmahlzeiten werden deine milchproduktion ansteigen lassen und sie so den neuen bedürfnissen des babys anpassen. es bedeutet auf keinen fall, dass du nicht mehr genug milch hast oder dass diese nicht mehr genug reichhaltig ist! auf keinen fall sollte in diesen momenten auf pulvermilch zurückgegriffen werden.

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